
Uni Klinik Frankfurt, Sternenzeit 19740317. Zwölf Uhr acht am Sonntag Mittag. Ich habe die Geburt gemeistert. Also - da mir die Erinnerung daran fehlt, hat wohl meine wunderbare Mutter die Geburt gemeistert und ich habe sie so wenig wie möglich dabei gestört. Und das erste, was sie, die Hebammen, mein Vater oder die Berufsfotografin des Krankenhauses, nach der Vollendung dieses Vorgangs machen, ist ein dokumentarisches Foto. Das Foto, das alle Krankenhausgeburten der Siebziger wohl bekommen haben.
Der Strampler, den ich auf dem Bild trage, ist eine Nuance zu groß und mein Gesichtchen hat, wenn ich genauer hinsehe, irgendwie einen amüsierten Touch. Wegen des clownesquen Stramplers? Oder weil meine Reise jetzt beginnt und meine Eltern keine Ahnung haben, dass ich genau weiß, was ich in meinen Jahren hier auf diesem Planeten so alles vorhabe?
Auf dem Foto jedenfalls scheine ich es sehr genau zu wissen. Das war mir bis jetzt nicht so klar. Ich habe das Bild schon oft gesehen und mir nie Gedanken über den Gesichtsausdruck gemacht. Seltsam oder? Irgendwie hatte ich bis jetzt den Eindruck, dass der Gesichtsausdruck eines Babys kurz nach der Niederkunft eher zufällig entsteht. Schließlich gibt es zumindest noch keine bewusste Kontrolle über die Gesichtszüge. Und vielleicht sind genau diese Bilder die ehrlichsten Gesichtsausdrucksbilder, die jemals von einem Kind gemacht werden.
Schon mit etwa 9 Monaten werden Kinder von den Eltern zum Lächeln gebracht, damit das Foto, das an die Omas und Opas verschickt werden soll, ein fröhliches Bild ist. Unser Jüngster sieht mittlerweile ein zum Fotografieren in die Luft erhobenes Smartphone und fängt sofort - wie bestellt - an, zu lächeln. Er weiß: Dann ist die Fotosession schneller vorbei und er kann wieder weiter spielen. Ist das dann ein echtes Lächeln? Hm... diese Frage möchte der Blogpost sich (diesmal) nicht stellen - es geht ja um die große Frage: Warum bist Du zur Welt gekommen?
Diese Formulierung ist übrigens schon spannend.
DU bist zur Welt GEKOMMEN. Da ist Musik drin, oder?
Du WURDEST geboren... das klingt nach einem Auftrag.
DU bist zur Welt GEKOMMEN... das klingt nach einem Vorhaben.
Und ja, liebe Darwinisten und Humanisten und Atheisten und liebe Mitglieder der Volksfront von Judäa (sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen - für alle, die den Film nicht kennen: "Das Leben des Brian", Monthy Python, 1980), es KÖNNTE sein, dass wir alle einfach nur ein biologisches Zellhäufchen sind, das sich im Sog der Verwertungskreisläufe dieses Planeten duplizieren und dann vergehen und recycled werden möchten... und fühlt sich das gut an?
Wozu dann Musik? Wozu Farben? Wozu leckeres, wunderbares Essen? Wozu reisen? Wozu Liebe, wenn es doch reichen könnte, sich mit dem stärksten und schönsten, vorhandenen anderen Zellhäufchen zum "Duplizieren" zu verabreden?
Für mich war die Frage "Wozu wurdest Du geboren?" eine Einladung. Denn letztlich schien es mir angesichts der mir zunächst mangelnden Antwort egal, ob das, was ich nun herausfinden würde, mit einer der beweisbaren Naturgesetzmäßigkeiten oder einer anerkannten, spirituellen Leere... äh, sorry, Lehre, vereinbar sein würde. Am Ende geht es mir in diesem Blogpost um eins: WIE kannst Du Dich in den Jahren, die Dir ab jetzt noch bleiben (und hey, wir werden dank wirklich gut aufgestellter, medizinischer Versorgung alle richtig alt, rechne mit 100 Jahren oder so), sinn-voll hier auf der Erde aufhalten (und jede Menge Spaß generieren)?
Jaaaa, würden die Natur- und Ökologiefreaks jetzt rufen. Wir sind alle hier, um dieses empfindliche Ökosystem zu bewahren und zu schützen. Hör auf, Dir bei Starbucks Pappbecher geben zu lassen, nimm Deinen eigenen, teuren, schicken Glaskaffeebhälter mit Kautschukdeckel mit zum Siebträger! DAS ist SINNvoll.
Jaaaa, würden die Kultur- und Kunstförderer jetzt rufen. Komm auf unsere Seite! Wir sind alle angehalten, der zunehmenden Verrohung dieser Gesellschaft ein klassisches Violinenkonzert entgegen zu halten und endlich dafür zu sorgen, dass unsere menschliche Spezies ihren Geist wieder zu schöpferischem Ufer trägt. Dadurch entsteht mal Sinn, Mann!
Hä?
Jaaaa, würden die politisch aktiven Menschen jetzt schreien: Du bist hier, um VERANTWORTUNG zu übernehmen. Für das Bildungswesen, den Straßenbau, die Wirtschaft und die Bundeskanzlerin. Also geh aus und trage ein Partei-T-Shirt. Und bitte eins von einer SINNvollen Partei.
Und die Gläubigen, fundamentalen Christen in unserem Land würden mit Gitarren und Blockflöten und einem siebenköpfigen, hellhäutigen "Gospel-Chor" um Dich herum singen und Dir sagen: Du bist hier, um Jesus Liebe zu erfahren und seinen Plan von Dir zu erfüllen. Was für ein Plan? Einen Business Plan for Life? Einen Fahrplan? Eine Umsatzsteigerungsplanung?
Und wozu bist Du hier?
Angebote gibt es genug - wie Du siehst.
Früher hätten laute und auch ein bisschen nervige Motivationsgurus Dir folgende, gruselige Frage empfohlen: .
"Was wird in 50, 60, 70 Jahren auf Deinem Grabstein stehen?"
Sie hat einen Kautschukdeckel zu Starbucks getragen und ein Zeichen gesetzt?
Mieps.
Glaub mir, lieber Leser, ich habe gegrübelt. Ich habe meinen Traummann Florian mit Fragen nach existentialistischer, humanistischer, konstruktivistischer, ayurvedischer und nihilistischer Weltanschauung vom Arbeiten abgehalten und nach zwei Stunden hat google mit mir um die Wette gequalmt - so heiß sind unsere Recherche-Tools gelaufen. Eine Antwort auf diesem Weg gibt es (zumindest auf die Schnelle) nicht - das habe ich jetzt getestet.
Wie also kommen wir an die Antwort dieser (für mich zumindest) gar nicht so unwichtigen Frage.
Da ich die witzigen Seiten des Lebens sehr schätze und damit zunehmend brillante Erfahrungen mache, würde ich die große, geschwärzte Glocke die über der "Grabsteinfrage" döngelt, gerne aus dem Weg der Sinnfindung streichen. Bäh. So mag ich an meine Reiseplanung für dieses Leben gar nicht gerne heran gehen. Und Dir, lieber Leser, möchte ich das auch nicht zumuten.
Gehen wir also die "Straße" des Spaßes (angelehnt an ein Buch von Robert Betz, und nur angelehnt, Ihr Lieben, denn eine konkrete Übung fehlt in diesem Buch, die stammt von mir). Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass Du zumindest ab und an aus Deinen Erlebnissen der vergangenen Jahre einige Erinnerungen aufstöbern kannst, die zumindest ein klein wenig Spaß in Dir verursacht haben. Für die Fortgeschrittenen unter den Sprachzauberern ist das jetzt eine schräge Ansage. Denn sie würden an dieser Stelle sagen: Welche von den drei Trilliarden spaßigen Erfahrungen soll ich nehmen?
Alle, die gerade eine schwere Zeit durchleben oder in den letzten Jahren "viel durchgemacht haben" sei dies ans Herz gelegt: Es ist wichtig, dass es den einen oder anderen kleinen Augenblick gab oder gibt, an den Du Dich, nötigenfalls aus Deiner Kindheit oder Jugend, gerne und mit einem Schmunzeln zurückerinnerst.
Du hast zwei bis drei Augenblicke, die Du als begeisternd, positiv spannend, witzig oder spaßig definieren könntest? Hervorragend. Dann nimm jetzt einen Zettel und einen Stift und schreibe sie auf.
Bei mir kommt da einiges zusammen und für alle fortgeschrittenen Magier sei hier die Anforderung erhöht: Wähle die drei momentanen Highlights aus den tollkühnsten Momenten Deines Lebens aus. Wenn Du jetzt also die drei Gewinner der besten Momente küren dürftest, welche wären das dann?
1) ___________________________________
2) ___________________________________
3) ___________________________________
Und jetzt schau genau. Welche Gemeinsamkeiten haben diese drei Begebenheiten? In manchen Fällen ist das vielleicht sofort und auf den ersten Blick klar. In manch anderen Konstellationen erschließt sich die Gemeinsamkeit erst nach "ein wenig ins Detail denken".
Bei mir hatten die drei "Heldenmomente" meines Lebens (die sehr unterschiedlich sind) IMMER eins gemeinsam: Sie haben etwas mit gesprochener, gesungener oder geschriebener Sprache zu tun. Ich habe über Kommunikation und den Zauber der Wortwahl großen Applaus, finanziellen Erfolg oder große Liebe verursacht. Ich hatte den Spaß meines Lebens dabei.
Gut, wenn Du die Gemeinsamkeit entdeckt hast. Diese ist ein Hinweis darauf, was passierte, als Du damals entschieden hattest, Dich von Deinen Eltern gebären zu lassen. Wie? Du hast das entschieden? Blödsinn. Da war eine biologische Vereinigung von Mann und Frau und Du bist aus einer Zelle gewachsen? Klar, so funktioniert das ganze mechanisch. Nur - davon wollen wir ja in diesem Blogpost weg. Ich spiele also mit Dir ein Sinnfindungsspiel und dazu benötigen wir die kreative Kraft Deines Gehirns.
Wir spinnen uns also zurecht, dass Du da oben, am Rande vor der Himmelspforte standest und der liebe Gott hat Dir noch mal hemdsärmelig auf die Schulter getätschelt und Dir viel Spaß auf der Reise gewünscht. Und kurz bevor Du mit zusammengepetzten Augen... also, unser Leser und Freund Oli natürlich mit offenen Augen, sorry... den Sprung auf die Erde gewagt hast, hat Dir Gott etwas ins Ohr geraunt: "Lieber/r .... (Dein Name), wenn Du dort unten angekommen bist, dann sollst Du ....... (Tätigkeit). Denn damit machst Du Dich und gaaaaanz viele andere Menschen glücklich. Das kannst Du besonders gut."
Und mit diesem amüsierten Lächeln, das auf Deinem Babyfoto zu erahnen ist, bist Du gesprungen. In kindlicher Vorfreude darauf, dass Du Deine Gabe mitnimmst, auf die Erde.
Mein Satz lautet übrigens in diesem Modell von einem Hirngespinst: "Liebe Miri, wenn Du dort unten angekommen bist, dann sollst Du sprechen. In bunten Worten. Mit Gefühl und Liebe. Mit Witz und Trallala, mit Botschaft und erklärend. Denn damit machst Du Dich und gaaaaaanz viele andere Menschen glücklich. Das kannst Du besonders gut."
Und dann habe ich Gott zwei Daumen nach oben gegeben und bin gesprungen. Ich bin mir sicher.
Du hast Dein "Wozu" in den drei tollen Momenten gefunden?
Die Gemeinsamkeit ist klar?
Und was fängst Du nun an mit dieser Information?
Gute Frage. Beantworten kann sie nämlich nur ein einziger Mensch.
Das bist Du.
Ich habe instinktiv dafür gesorgt, dass ich als NLP-Trainerin und TV-Moderatorin quasi nichts anderes mache, als reden und sprechen und formulieren und erklären und dichten und tönen.
Und ich bin so dermaßen glücklich, wenn ich gemeinsam mit anderen Menschen den Zauber der Sprache feiern darf. Wenn ich Dir beibringen darf, wie Du mit Deinen Gedanken (die ja auch Sprache sind) und Deinen Worten Deine Berufung, Deine große Liebe, einen einfacheren und lustigeren Weg durch's Leben oder Deine Präsenz noch besser und leuchtender gestaltest.
Was macht Dich glücklich? Was macht Dir wirklich Spaß? Und wie kannst Du diese tolle Gabe noch sinnvoller in Deinen Job, Deine Hobbies, Deine zwischenmenschlichen Beziehungen integrieren?
Dir fällt nach diesem Blog gewiss etwas ein.
Und das Coolste: Wenn Dich mal wieder einer nach dem Sinn des Lebens fragen würde - dann könntest Du mit einem leicht amüsierten Gesichtsausdruck sagen: "Ich weiß zumindest meinen." Und ich bin mir sicher: Daraus entsteht ein tolles und spannendes Gespräch.
Danke für's mitmachen, mit-philosophieren und wie immer freue ich mich über jede Anmerkung in den Kommentarfeldern zu diesem Blogpost. Ich lese sie alle. Und sie sind immer Geschenke.
Bis nächsten Donnerstag.
Miri
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