"Oooooohhhhm"- "gnnnrrrkkk"

Ich bin mir nicht sicher, ob ich als Baby entspannter war, als heute. Wenn das so war, dann ist irgendwann ein Meteorit im Garten meiner Eltern gelandet und hat mich mit Hilfe seiner Strahlung in das verwandelt, was ich die darauf folgenden 35 Jahre war.

 

Und was war ich? Ein Hans Dampf in allen Gassen. Ein Niemals-Ruh. Ein ständig auf der Überholspur singendes, tanzendes, spielendes Dauerfeuerlein. Push the pedal to the metal. Und zwar IMMER. Meine Marketingagenten formulierten das gerne positiv: Miriam, die Powerfrau. Das Energiebündel.

 

Ja, das war ich. Und ein wenig davon bin ich auch heute noch. Und ich habe festgestellt, dass ab und an ein kurzes, tiefes Ein- und Ausatmen dafür sorgt, dass sich mein Großhirn wieder einschaltet und ich  besonnener handele. Das wird übrigens immer besser. Und ich atme häufiger. Was auch positive Nebenwirkungen hat. Auf so ziemlich alles. Deshalb dreht sich dieser Blogpost um Entspannungsübungen, Meditieren, Joga und Co. Inc.

 

Als eine kundige Moderationstrainerin mir nämlich irgendwann vorsichtig nahe legte, ich solle besonders in den Sendungen des bunten Fernsehkaufhauses, in denen ich persönlich starke Begeisterung für Handtaschen entwickele, deutlicher entspannen und „in meinem Körper bleiben“, dachte ich erst: Heeee, ich bin doch entspannt. Und dann dachte ich: Mmmh, vielleicht geht da noch was…

 

Und was meinte die Trainerin genau?. IN MEINEM KÖRPER BLEIBEN? WAS?! Hallo?! Ich will voll konzentriert sein! Ich möchte keine der wichtigen Kontrastnähte und Bronzeschnallen und Innenfuttermerkmale verpassen oder vergessen oder … und okay.

 

Ich sehe es ein. Es ist einen Versuch wert. Vielleicht eine neue Erfahrung. Entspannt. Was bedeutet das eigentlich? Kein Witz. Ich hatte zuvor selbst kurz vor Theateraufführungen höchstens mal „progressiv entspannt“, das heißt mit der Faust eine Kulisse eingedängelt oder mit dem Fuß gegen den Bühnenaufgang geschmonkt. Mir fiel auf: Außer in der Nacht, wenn mein Gehirn entscheidet, dass es reicht, habe ich mich zumindest bewusst noch nie entspannt.

 

Und dann ist da mein Lebensgefährte, dessen zweiter Vorname „Tiefenatmung“ ist und der einmal am Tag meditiert und sagte: Das mach doch einfach mal. Meditieren. Okay.

Meditieren für hysterische Anfänger.

Ich fand Rat. Oh ja, viele Menschen können hervorragend Tipps verteilen, wenn es um das Thema Meditation geht. Online, inline, offline und völlig allein. Ich habe vieles für Dich vorgetestet:

  

Ein Trainer, den ich sehr schätze, empfahl mir eine der schlichtesten und deshalb für unerfahrene Entspannungswütige geeignete Meditation. Das funktioniert so: Menschen setzen sich an einen ruhigen Platz in ihrem Haus oder ihrem Garten. Dann schließen sie die Augen (nicht um zu schlafen, sondern um visuelle Reize schon mal weitestgehend auszuschließen) und dann zählen sie ihre Atemzüge. Eins für Einatmen, eins für Ausatmen, zwei für Einatmen, zwei für Ausatmen, drei für Einatmen, drei für Ausatmen… und so weiter. Und während ich Dir das hier schreibe, langweile ich mich schon wieder genau deswegen.

 

Ja, ich gebe es offen zu. Es war die langweiligste Übung, die ich in meinem ganzen Leben je vorgenommen habe. Und ich habe im Rahmen meiner Möglichkeiten alles gegeben. Ruhiger Platz. Augen zu. Und Atemzüge zählen. Boah. Nach „fünf“ war ich im Kopf schon bei der Einkaufsliste für den Nachmittag und den Wäschebergen im Wirtschaftskämmerchen. Und bei meinem Spätdienst und der Frage, ob ich die Kinder mit zum Einkaufen nehme oder nicht. Also WICHTIGE Sachen. Und dann wusste ich nicht mehr, ob ich fünf schon gezählt hatte oder schon bei sechs war. Und entspannt war ich schon gar nicht. Zumindest nicht mehr, als vor der Übung.

 

Nächstes Experiment. Mein Lebensgefährte kannte eine App (juchhuuu, eine App!) mit angeleiteter Meditiation. Vom Anfängerstatus bis ins Nirvana oder so. Und die App sieht toll aus. Ein erfahrener Engländer hat das ganze sehr modern und ohne religiöse Unterfütterung witzig gestaltet. Step by Step. Erster Tag. 10 Minuten auf’m Stuhl sitzen und zuhören. Toll. Ich – voll multiviert – schieße mir die Kopfhörer rein, nehm´ mir nen feinen Stuhl und lausche. Alles auf Englisch. Ich mag englisch. Ich kann auch englisch. Und mein sowieso immer recht hochtourig drehendes Gehirn beschränkte sich quasi instantan darauf, in einen hochkonzentrierten, professionellen QVC-Fernsehkaufhaus-Übersetzer-State zu gehen. Ich hätte sozusagen ein simultanes Transskript ins Deutsche verfassen können. Entspannungswert null. Meditation null. Ich hielt mich bangen Herzens zum ersten Mal für ungeeignet. Unterdessen kenne ich keine wirklich 100% bessere App uuuund Florian hat da etwas tolles gemacht... dazu später mehr.

 

Nächster Test: Eine Freundin empfahl mir eine Entspannungs-CD mit schöner Musik und einem Profisprecher, der die Meditation anleitet. Davon gibt es derer viele. Sie hatte leider ihre gerade verliehen und so durchfuhr mich ein Geistesblitz kurz vor der Amazon-Bestellung: Wir hatten bei QVC mal einen phantastischen Entspannungstrainer, der hier seine CD’s verkauft hatte. Und die gegen Flugangst sollte noch irgendwo rumliegen. Ich fand sie. In der Anleitung hörte ich: Bestenfalls hinlegen, bitte nicht beim Autofahren hören. Alles klar. Das Projekt Vollentspannung ging in die dritte, in meiner Welt vielversprechende Runde.

 

Es dauerte drei, vielleicht vier Minuten mit schöner Klaviermusik und der großartig sonoren Sprecherstimme des Pro’s in Sachen Entspannung. Da war ich eingeschlafen. Und zwar vollständig. Ich schätze mit Schnarchen und Sabberchen auf dem Kopfkissen. Ich erinnere mich an Sätze wie: „Vielen Dank, dass Sie sich für diese Trance entschieden haben. Bitte suchen sie sich eine komfortable Sitz- oder Liegestellung und sorgen Sie dafür, dass sie eine halbe Stunde Ruhe finden.“ Und dann NIX mehr. Beziehungsweise… mein Lebensgefährte, der mich nach 90 Minuten Bubu weckte und fragte, wann es Abendessen gibt. Ein phänomenaler Erfolg. Ich darf dazu anmerken, dass ich als Vollzeit-Mama und Vollzeit-Moderatorin und Vollzeit-Haushaltsmanagerin grundsätzlich schlafe, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Hier war sie. Genutzt. Ich war zumindest erholt. Und wieder dort, wo ich startete: In der Nacht, wenn ich schlafe, dann entspanne ich. Zumindest nahm ich das an. Die Idee, dass meinereiner einfach nicht entspannen und meditieren kann, poppte deutlicher im Fronthirn auf. Ich fühlte förmlich, dass für mich keine Hoffnung besteht.

 

Seltsam, dass ich dran geblieben bin. Denn auch in wachem Zustand ist Entspannung möglich.

Vielleicht ahnte ich das.

Nachdem ich meinem Lebensgefährten meine Idee von Ungeeignetsein vorgetragen hatte, blieb er (oh Wunder) völlig gelassen und sagte: Hast Du Dir schon mal überlegt, dass Menschen schon dadurch entspannen, dass sie einmal tief ein und ausatmen?

Ich war platt. So einfach? Ich tat es. Es tat gut.

Außerdem könne ich mich einfach auch untertags mal strecken und dehnen, wie morgens, nach dem Aufwachen.

Ich tat es. Es tat gut.

Und ich könnte mir selbst einen dreckigen Witz erzählen und mal herzhaft lachen.

Das klappte auf Anhieb nicht so wirklich, weil ich den Witz schon kannte und im Internet fanden wir eine Seite mit über 100 Flachwitzen.

Nach dem vierzehnten Falchwitz war ich weich gekocht. Ich lachte laut. Und es tat gut.

 

Was ich damit sagen möchte ist: Ein entspannterer Zustand hilft Dir unter Umständen tatsächlich in allen Lebenslagen. Denn gerade in komplexere oder konfliktverdächtige Situationen hinein zu gehen, und dabei aufgeregt und aufgedreht zu sein, ist deutlich heftiger, als fröhlich und gelassen. Und dieser Zustand ist auch ohne ein zweiwöchiges Retreat mit einem indischen Meditationsguru herstellbar. Klar, so ein Retreat ist sicher großartig... und es geht auch anders.

 

Heute atme ich mehrfach am Tag tief ein und wieder aus. Ganz bewusst. Eine Sekundenmeditation. Und ich streck mich mal. Und ich lache, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Ein echter Gewinn. Und so einfach.

 

Und tatsächlich kann mein Lebensgefährte mittlerweile mit mir Entspannungsübungen machen. Ich schließe die Augen und lausche den schönen Dingen, die er sagt. Zu mir und zu meiner Seele. Und ich merke, dass es kein Hexenwerk ist und keine Technik braucht. Es ist einfach gut. Und es stiftet Kraft.

 

Und manchmal, wenn mein Kopf wieder so voller wunderschöner Sachen ist, die ich mir ausdenke und in die Zukunft halluziniere und ich wegen der vielen daraus entstehenden Bilder nicht zur Ruhe finde, dann habe ich meinen Atem. Und meine 2-Minuten Notfall-Meditation, die Du Dir gerne kostenlos auf dieser Seite herunter laden kannst. Wie? Du meldest Dich einfach zu meinem Newsletter an und zack - hast Du sie für Dein Handy, Dein Tablet oder zum "Auf CD brennen". 

 

Ich wünsche Dir einen entspannten Tag voller Lachen und vielleicht probierst Du es (vorausgesetzt Du bist nicht sowieso im Profi-Entspannungs-Lager zu Hause) einfach mal aus: Tief ein und tief wieder ausatmen. Und mal strecken…

 

Bis zum nächsten Blog!

Deine Miri